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greenpeace magazin 6.08

Immer mehr Lebensmittel gleichen Laborprodukten. Sie werden mit Zusatzstoffen versetzt, zu Pillen gepresst und in giftige Plastik­verpackungen gefüllt. Wer gesund essen will, muss höllisch aufpassen.

Gefährliche Mitgift: Tütensuppen, Softdrinks und Süßigkeiten enthalten einen bunten Cocktail aus Zusatzstoffen. Doch was die Fertigkost konserviert, aromatisiert  und appetitlich aussehen läßt, hat Nebenwirkungen: Farbstoffe machen Kinder hibbelig, Geschmacks­verstärker dick und Enzyme krank.
Ein wenig sieht es aus wie in einer altmodischen Apotheke. Links vom Eingang steht ein Schrank, in dem rund 150 Flaschen, Gläser und Dosen unter Verschluss gehalten werden. Hinter Glas, versteht sich. Denn in den Behältern befinden sich Substanzen, von denen einige das orangefarbene Andreaskreuz tragen – sie sind „reizend“ oder „gesundheitsschädlich“.
Auf den Etiketten steht auch, was drin ist: „Propionsäure“, „Sodium-Benzoate“, „Bernsteinsäure“ oder „Azorubin“. Dahinter verbergen sich nicht irgendwelche Mixturen für den Chemieunterricht, sondern Pulver und Lösungen, die unserem täglich‘ Brot zugesetzt werden – auch Zusatzstoffe genannt.
Die Hamburger Lebensmittelstiftung zeigt in ihrem „Zusatzstoffmuseum“, was im Essen aus Tüte oder Dose alles enthalten sein kann (www.zusatzstoffmuseum.de). Es soll verdeutlichen, was man Tag für Tag isst, ohne es zu wissen, sagt Stiftungsvorstand Friederike Ahlers. Darum präsentiert das Museum nicht nur die Chemikalien selbst. In der Ausstellung, die wie ein Supermarkt eingerichtet ist, lässt sich alles begutachten, was durch den Magen geht und Zusatzstoffe in sich haben kann: Milchprodukte, Brot, Tütensuppen, Konserven und Tiefkühlpizza, Saucen, Getränke und Süßes.
Beim Durchschlendern erfährt man, dass Margarine eigentlich schlohweiß ist und erst durch das beigefügte Betacarotin seine gelbliche, butterartige Farbe erhält. Man kann erschnuppern, dass das Bananenaroma in manchem Getränk oder Bonbon nichts anderes ist, als ein Gemisch aus Essigsäure, Isopentylalkohol und Schwefelsäure. „Das Interesse am Zusatzstoffmuseum ist sehr groß“, sagt Friederike Ahlers. Vor allem Schulklassen kommen her, damit Kinder sehen, was alles im Essen steckt. Gesponsert wird das Museum unter anderem vom Tiefkühlanbieter Frosta, der konsequent auf sämtliche Zusatzstoffe in seinen Fertiggerichten verzichtet.
Rund 320 Zusatzstoffe sind nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums in der Europäischen Union für Lebensmittel zugelassen: Farbstoffe sollen Produkte frischer und leckerer aussehen lassen, Aromen und Geschmacksverstärker dem Geschmack auf die Sprünge helfen, Konservierungsstoffe die Haltbarkeit verlängern und Stabilisatoren, Emulgatoren und Verdickungsmittel die Konsistenz beeinflussen. Nicht zuletzt zählen Süßstoffe wie Saccharin und Aspartam dazu, die Getränke, Lightjoghurts, Bonbons und Rotkohl ohne Kalorien süßen.

Rund 50 Prozent aller Lebensmittelrohstoffe werden heute mit Zusatzstoffen versetzt, schätzt Thilo Bode von der Verbraucherorganisation Foodwatch. Selbst für Bioprodukte aus Tüten, Kartons und Dosen sind einige Zusätze erlaubt.
Bei Verbrauchern haben Zusatzstoffe jedoch ein schlechtes Image, ergab eine von TNS-Infratest im Auftrag von Frosta durchgeführte Befragung von mehr als 1000 Frauen und Männern. Rund 70 Prozent finden es „sehr wichtig“, dass das Essen frei von Zusätzen ist – doch das ist nur selten der Fall. Die Zutatenliste auf der Verpackung offenbart zumindest im Groben, was alles in einem Produkt enthalten ist. Hier findet man Substanzen mit einschüchternden chemischen Bezeichnungen oder die berühmten E-Nummern. „E“ stand früher für Europa, heute bedeutet es EU und „edible“ wie essbar. Verbraucher-schützer kritisieren, dass die Kennzeichnung in dieser Form nicht für unverpackte Lebensmittel gilt, also für das Brot vom Bäcker, den Gouda von der Käsetheke oder die Wurst aus der Schlachterei. Hier muss das Verkaufspersonal nur auf Anfrage eine Liste mit den eingesetzten Zusatzstoffen parat halten. Doch wer fragt schon danach? Im Dunkeln bleibt auch, was ins Essen in Restaurants und Kantinen gerührt wird. Auf der Speisekarte müssen nur einige wenige Zusätze deklariert werden, etwa bestimmte Konservierungs- und Farbstoffe.
Damit ein Stoff als Zusatzstoff zugelassen wird, muss der Hersteller anhand von Literaturstudien belegen, dass die Substanz sicher ist und sich zum Beispiel nicht im Körpergewebe anreichert. Zudem ist ein toxikologischer Nachweis mithilfe von Tierversuchen vorgeschrieben. Und es muss ermittelt werden, welche Menge dem Menschen zugemutet werden kann – dafür sind mehrjährige Tierversuche erforderlich.
„Theoretisch hört sich dieses Procedere sehr sicher an“, sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Dennoch kann nicht jedes Gesundheitsrisiko ausgeschlossen werden.“ Was im Tierversuch keine negative Wirkung zeigt, muss für den Menschen nicht zwangsläufig unbedenklich sein. Problematisch ist darüber hinaus, dass die Studien zur Verträglichkeit von denjenigen finanziert oder in Auftrag gegeben werden, die ein Interesse an der Zulassung und Verwendung des Zusatzstoffs haben – der Lebensmittelindustrie. Das führt zwangsläufig zu Interessenkonflikten. So wurde ein Großteil der Studien, die vor Jahren die Sicherheit des Süßstoffs Aspartam zeigen sollten, vom Hersteller selbst finanziert. Der hieß damals noch Monsanto. Inzwischen hat das Geschäft der japanische Lebensmittelgigant Ajinomoto übernommen, der übrigens auch den umstrittenen Zusatzstoff Glutamat herstellt.
Zudem herrscht nicht immer Einigkeit darüber, ob ein Stoff als heikel gelten muss oder nicht. So führt die Zusatzstoff-Liste des Verbrauchermagazins Öko-Test rund 100 Stoffe auf, die mit einem oder zwei roten Fragezeichen gekennzeichnet sind. Sie stehen für „bedenklich“ oder „stark bedenklich“.
Wenn Zusatzstoffe in Versuchen irgendwelche Nebeneffekte zeigen, werden sie in der Regel nicht rundweg verboten. Ihr Einsatz wird lediglich beschränkt. Die für das fertige Lebensmittel erlaubte Menge wird dann so bemessen, dass bei lebenslangem Verzehr keine Gesundheitsschäden auftreten sollen. Ein Manko ist aber, dass sich der sogenannte ADI-Wert (Acceptable Daily Intake), der für die zuträgliche Menge steht, an Erwachsenen bemisst, nicht aber an Kindern. Die Behörden blenden damit aus, dass auch Kinder Cola trinken, Pizza essen und Lollis lutschen.
Und so stellt sich immer wieder mal heraus, dass zugelassene Zusatzstoffe doch unerwünschte Effekte haben. Eine Studie der Universität Southampton ergab kürzlich, dass synthetische Azofarbstoffe, die zum Beispiel zum Färben von Süßigkeiten und Getränken verwendet werden, bei Kindern zu Hyperaktivität führen können, dem Zappelphilippsyndrom. Studienleiterin Donna McCann vom Psychologischen Institut der Universität verabreichte 153 gesunden Dreijährigen und 144 Kindern im Alter von acht bis neun Jahren zwei Getränke mit verschiedenen Farbstoffmixen. Die Dosis sowohl von Drink A als auch von Drink B entsprach ungefähr dem, was täglich an bunten Naschereien gegessen wird. Ein Teil der Kinder erhielt ein ungefärbtes Placebo-Getränk. Ergebnis: Die größeren Kids reagierten nach dem Verzehr alle mit Unkonzentriertheit, Hibbeln und Zappeln auf die künstlich gefärbten Getränke. Bei den Dreijährigen führte einer der Farbstoffdrinks eindeutig zu erhöhter Aktivität, der andere zeigte keine eindeutige Wirkung.

Donna McCanns Untersuchung sorgte für einigen Wirbel. Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA zerpflückte sie umgehend und urteilte, die Studie hinterlasse „eine Reihe von Ungeklärtheiten“. So sei unklar, welcher der Farbstoffe in dem Mix bei den Kleinen zur Hyperaktivität geführt habe. Schließlich wurden die Farbstoffe nicht verboten – aber ihre Anwender dazu verdonnert, die geschönten Lebensmittel mit einem Warnhinweis zu versehen: „Kann sich nachteilig auf die Aktivität und Konzentration von Kindern auswirken.“
Betroffen sind die Farbstoffe E 110 (Gelborange S), E 104 (Chinolingelb), E 122 (Azorubin), E 129 (Allurarot AC), E 102 (Tartrazin) und E 124 (Cochenillerot A). Es „bleibt rätselhaft“, kritisiert Öko-Test, warum die bemängelten Azofarben nicht gänzlich verboten werden, schließlich gebe es genügend unproblematische Alternativen. Noch im September hatten die Tester in sogenannter Essknete Azofarben gefunden. Auch in Powerdrinks waren die Tester auf die Hibbelfarben gestoßen.
Bei der in Parma ansässigen EFSA kommen derzeit auch rund 2600 Aromastoffe auf den Prüfstand. Sie sind wie die Azofarben zwar schon seit langem in Gebrauch, wurden aber bisher nicht alle gründlich untersucht. Das zuständige „Gremium für Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen – Enzyme, Aromastoffe und Verarbeitungshilfsstoffe“ stieß dann auch gleich auf Lücken im System. Die vorliegenden Daten reichten nicht aus, um bei manchen Aromastoffen ein genotoxisches Potenzial auszuschließen, heißt es in einer EFSA-Meldung vom August. Statt nun den Einsatz der heiklen, möglicherweise für das Erbgut schädlichen Aromen umgehend zu stoppen, dürfen die Geschmacksbomben von den Firmen weiterhin eingesetzt werden. Sie wurden lediglich gebeten „Informationen vorzulegen, die bestätigen, dass diese Aromastoffe ohne Bedenken als Zusatzstoffe in Lebensmitteln verwendet werden können“, so die EFSA.

Unberührt von der Kontrolle bleiben hingegen Geschmacksverstärker. Sie zählen nicht direkt zu den Aromastoffen, da sie nur den Eigengeschmack von Speisen erhöhen. In Fertigkost steckt häufig der Geschmacksverstärker Mononatriumglutamat (E 620). Er wird immer dann eingesetzt, wenn Rohstoffe wie Fleisch, Fisch und Geflügel im Zuge der Herstellung durch Kochen, Backen, Sterilisieren, Trocknen, Wässern oder Lagern ihren Eigengeschmack eingebüßt haben – oder wenn an hochwertigen Zutaten gespart werden soll, weil die Produkte sonst zu teuer werden. Darum findet man E 620 und damit verwandte Verbindungen häufig in Fertiggerichten für die schnelle Küche oder in Chips- und Flipstüten.
Glutamat ist heikel. Schon vor Jahren wurde die Substanz durch das sogenannte China-Restaurant-Syndrom bekannt. Wissenschaftler hatten festgestellt, dass immer wieder Menschen nach dem Besuch eines China-Restaurants an Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen litten. In der Chinaküche ist E 620 ein etabliertes Gewürz wie anderswo Pfeffer und Salz. Doch es mehren sich die Hinweise, dass Glutamat weitere Nebenwirkungen hat. Für den Kinderarzt Michael Hermanussen von der Universität Kiel ist klar, dass Geschmacksverstärker auch dick machen können.

 

Hermanussen hat für sein neues Buch „Der Gefräßigmacher“ Hunderte von Studien rund um den Zusatzstoff ausgewertet. Zudem führte er eigene Versuche durch, um seine These zu überprüfen. So fütterte er 30 trächtige Rattenweibchen mit verschiedenen Mengen an Glutamat. Auch die frisch geborenen Rattenjungen erhielten später den Zusatzstoff. Ergebnis: Je mehr Glutamat die Tiere erhielten, umso gefräßiger wurden sie, vor allem die Jungtiere flippten unter dem Geschmacksbombardement regelrecht aus. Sie tranken dreimal mehr als üblich und verdoppelten ihre Essensration. Die Glutamatmengen waren nicht exorbitant hoch. Hermanussen hatte sie so bemessen, dass sie dem entsprechen, was in Fertigprodukten wie zum Beispiel Wurst enthalten ist.
Auch wenn sich die Ergebnisse von Tierversuchen nicht direkt auf den Menschen übertragen lassen, so geben sie doch Hinweise. Hermanussen, der sich schon seit Jahren mit Glutamat beschäftigt, griff die Erkenntnisse aus seinen Versuchen auf und führte einen, wenn auch nicht repräsentativen, Test mit einer kleinen Gruppe übergewichtiger Frauen durch. Sie verzichteten konsequent auf Speisen mit Glutamat – und nahmen sofort einige Kilogramm ab.
Die Industrie bestreitet weiterhin, dass mit der Verwendung von Glutamat ein Gesundheitsrisiko verbunden sei. Dennoch hat beinahe jeder Hersteller Suppen und Saucen „ohne Geschmacksverstärker“ im Sortiment. Ob Maggi oder Knorr, alle bieten Alternativen ohne E 620. Tatsächlich fehlt der Appetitmacher auf der Zutatenliste, stattdessen steht dort: Hefeextrakt.
Das wirkt beruhigend. Hefe, die jedes Kind vom Backen kennt, kann so schlimm nicht sein. Doch dazu muss man wissen, dass Glutamat – oder besser die Glutaminsäure – von Natur aus in zahlreichen Lebensmitteln enthalten ist. Reich daran sind Tomaten, Schinken, Walnüsse – und eben auch Hefeextrakt. „Nestle führt den Verbraucher damit bewusst in die Irre“, sagt die Foodwatch-Campaignerin Anne Markwardt. Sie hat für ihre Organisation die Tütensuppe „Natur Pur Spargel“ von Maggi untersuchen lassen – und darin jede Menge natürliches Glutamat gefunden. Zwar ist es besser, wenn ein Lebensmittel von Natur aus Glutamat enthält, als wenn es isoliert zugesetzt wird, da der Körper es langsamer verarbeitet und somit nicht damit überschüttet wird. Verbrauchertäuschung ist es aber dennoch.
Inzwischen wehren sich Firmen, die komplett auf Glutamat verzichten, gegen diese Irreführung. Der Tiefkühlkostanbieter Frosta aus Bremerhaven, der mit traditionellen Gewürzen und frischen Zutaten kocht, erwirkte vor Gericht, dass der Hinweis „ohne Geschmacksverstärker“ nicht mehr verwendet werden darf, wenn Hefe enthalten ist. Die betroffenen Firmen mussten ihre Etiketten neu drucken. Darum heißt es jetzt bei Maggi: „ohne die Zusatzstoffe Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe, Farbstoffe“. Hefeextrakt ist allerdings immer noch drin.

Es gibt auch eine Reihe von Zusätzen, die gar nicht in der Zutatenliste erscheinen. Von Gesetzes wegen müssen dort nämlich all die Stoffe nicht genannt werden, die zwar im Zuge der Herstellung genutzt werden, aber im Endprodukt keine Wirkung mehr haben – etwa, weil sie vorher herausgefiltert oder durch Erhitzen inaktiviert wurden, oder weil sie nur in einzelnen Zutaten eine Wirkung entfalten, nicht aber im ganzen Produkt. In diese Kategorie gehören rund 2000 Hilfsstoffe, wie etwa Citrate, Lactate und Tartrate, die das Eiweiß im Wurstbrät verfestigen, Konservierungsstoffe, die nur die Fruchtmischung und nicht den ganzen Joghurt haltbar machen – und der in Aromastoffen als Lösemittel wirkende Alkohol. Insbesondere Enzyme sind heute unerlässliche Helfer in den Küchen der Lebensmittelhersteller. Genutzt werden sie zum Klären von Säften, zum Filtern von Bier oder zum Frischhalten von Brot.
Doch Enzyme lassen sich nicht so schnell unterkriegen, wie der Gesetzgeber vorsieht. Untersuchungen des Berufsgenossenschaftlichen Forschungsinstituts für Arbeitsmedizin der Ruhr-Universität Bochum (BGFA) zeigten im Rahmen eines Backversuchs, dass Enzyme erstaunlich hartnäckig sind. Die Wissenschaftler überprüften die Aktivität der Alpha-Amylase vor und nach dem Backen – das Enzym wird zugesetzt, um das Brot frisch zu halten. Sie stellten fest, dass an der Unterseite des Brots und auch an den Seiten, wo kaum Dampf hingelangt war, die Enzyme den Backprozess unbeschadet überstanden hatten. Enzyme können Allergikern und Asthmatikern ernsthaft zu schaffen machen. Sie sind Ursache des sogenannten Bäckerasthmas. Dieses Leiden ist sogar als Berufserkrankung anerkannt.

Gen-Zusätze an der Tagesordnung
Für Gen-Food gilt in Europa seit einigen Jahren eine Kennzeichnungspflicht – doch sie hat Lücken. Denn bei der Herstellung von Zusatzstoffen, Hilfsstoffen, Enzymen und Vitaminen ist der Einsatz gentechnischer Methoden weit verbreitet, ohne dass ein Hinweis auf der Verpackung stehen muss. Ob der Aromastoff Vanillin, der Emulgator Lezithin oder die Vitamine B2 und B12 – alle kommen heute aus dem Genlabor. Zwar sind nicht all diese Stoffe direkt gentechnisch verändert. Unterscheiden muss man zwischen Substanzen, die nur indirekt mit gentechnischen Verfahren in Be­rührung kommen und solchen, die direkt damit zu tun haben. Vitamine etwa werden „nur“ von genmanipulierten Bakterien abgeschieden, sind also selbst von der gentechnischen Veränderung frei. Der Emulgator Lezithin, der Fett und Wasser zu einer einheitlichen Masse verbindet, wird hin­gegen direkt aus Gen-Soja gewonnen. Weil Lezithin aber im Zuge der Herstellung aufgereinigt wird, ist im Emulgator selbst keine veränderte Erbsubstanz mehr nachweisbar. Beide Manipulationen müssen laut Gesetz nicht auf dem Etikett deklariert werden. Dies ist nur vor­geschrie­ben, wenn ein Lebensmittel mehr als 0,9 Prozent fremde Erbsubstanz in sich hat.

Farbstoffe 1)

Sie stecken in Bonbons, Limonade, Käse, Pudding, Fischkonserven oder Margarine. Sie täuschen Frische und Geschmack vor, wo eigentlich Tristesse herrscht. Weil künstliche Farbstoffe bei Verbrauchern schlecht ankommen, werden zunehmend „natürliche Farbstoffe“ aus Rote Bete oder Orangen eingesetzt. Auch sie gaukeln
eine Qualität vor. Denn auch mit einer kleinen Orangensaft-Beigabe strotzt das Bonbon nicht vor Vitaminen.

 

1) E 101: Riboflavin-5-Phosphat, E 102: Tartrazin, E 110: Gelb-orange S, E 124: Cochenille-rot A, E 127: Erythrosin, E 131: Patentblau V, E 132: Indigotin I, E 133: Brillantblau FCF, E 140: Chlorophylle, E 150 b: Sul-fitlaugen-Zuckerkulör, E 150 c: Ammoniak-Zuckerkulör, E 151: Brillantschwarz BN, E 153: Pflanzenkohle, E 154: Braun FK, E 160 a: Carotine, E 160 c: Capsanthin, E 160 f: Betaapo-8‘-Carotinsäureethylester, E 161 g: Canthaxanthin, E 170: Calciumcarbonat, E 171: Titandioxid, E 172: Eisenoxi-de, E 173: Aluminium, E 174: Silber, E 175: Gold, E 180: Litholrubin BK, E 579: Eisen-2-gluconat.
Aromastoffe 2)
Ohne aromatisierende Zusätze wäre die Industrie aufgeschmissen. Sie übertünchen Geschmacksfehler, peppen fade Fertigspeisen auf und lassen sie immer gleich schmecken. Und Geschmacksverstärker heben den Eigengeschmack der aus Kostengründen oft spärlich bemessenen Zutaten – das verführt auch Satte, nochmal zuzugreifen.

 

2) Äthylvanillin, Chinin, Limonen, Quassiaholz, Raucharoma, Vanillin, E 510: Ammoniumchlorid, E 620: Glutaminsäure, E 621: Mononatriumglutamat, E 622: Monokaliumglutamat,  E 623: Calciumdiglutamat, E 624: Monoammoniumglutamat, E 625: Magnesiumdiglutamat, E 626: Guanylsäure, E 627: Dinatriumguanylat,  628: Dikaliumguanylat, E 629: Calciumguanylat, E 630: Inosinsäure,  E 631: Dinatriuminosinat, E 632: Dikaliuminosinat, E 633: Calciuminosinat, E 634: Calcium-5‘-Ribonucleotid, E 635: Dinatrium-5‘-Ribonucleotid, E 636: Maltol, E 650: Zinkacetat

Konservierungsstoffe 3)
Sie verlängern die Haltbarkeit von Schnittbrot, Wein, Salatsoße, Trockenobst und anderem, indem sie Bakterien und Schimmelpilze im Zaum halten. Auch Produkte „ohne Konservierungsstoffe“ können die Haltbar­macher in sich haben – wenn nämlich Zutaten bereits konserviert sind, bevor sie ins Fertigessen gerührt werden.

 

3) E 200: Sorbinsäure, E 202 Kaliumsorbat, E 210: Benzoesäure, E 211: Natriumbenzoat, E 214:  Ethylphydroxybenzoat, E 217: E 217: Natriumpropylphydroxybenzoat, E 218: Methylp-Hydroxybenzoat, E 220: Schwefeldioxid, E 222: Natriumhydrogensulfit, E 224: Kaliummetabisulfit, E 226: Calciumdisulfit, E 232: Natrium-Orthophenylphenol, E 233: Thiabendazol, E 235: Natamycin, E 250: Natriumnitrit, E 280: Propionsäure, E 284: Borsäure, E 285: Natriumtetraborat (Borax), E 925: Chlor, Ozon, Wasserstoffperoxid

 

Süstoffe & Zuckeraustauschstoffe 4)
Wer kalorienfrei leben möchte, braucht Süßstoffe – oder? Weit gefehlt. Auch wenn Sacharin und Co. keine Kalorien liefern, schlank machen sie nicht. Im Gegenteil. Weil der Körper naturgemäß an seinem Kalorienkonto festhält, fordert er nach einem Light-Joghurt einen zweiten und einen dritten. Und das schlägt dann doch zu B(a)uche.

 

4) E 420: Sorbit, Sorbitsirup, E 421: Mannit, E 950: Acesulfam K, E 951: Aspartam, E 952: Cyclamat, E 953: Isomalt, E 954: Saccharin, E 955: Sucralose, E 957: Thaumatin, E 958: Glycyrrhizin, E 959: Neohesperidin DC, E 962: Aspartam-Acesulfam-Salz, E 965: Maltit, Maltitsirup, E 966: Lactit, E 967: Xylit

Säuerungsmittel  5)
So schlimm können sie wohl nicht sein, geben sie Lebensmitteln doch einen fein säuerlichen Geschmack. Doch Säuerungsmittel wirken teils wie Konservierungsstoffe, die schon mal auf den Magen schlagen. Die Industrie mixt sie gerne ins Essen, weil „Säuerungsmittel“ mehr nach Omas Küche klingt als „Konservierungsstoff“. Dass Phosphorsäure in Cola die Knochen brüchig macht, wenn man zu viel davon trinkt, steht nicht auf dem Etikett.

 

5) E 261: Kaliumacetat, E 297: Fumarsäure, E 330: Zitronensäure, E 337: Kaliumnatriumtartrat, E 338: Phosphorsäure, E 341: Calciumphosphate, E 355: Adipinsäure, E 363: Bernsteinsäure, E 380: Triammoniumcitrat, E 450: Calciumdihydrogendiphosphat, E 516: Calciumsulfat, E 541: Saures Natrium-Aluminiumphosphat, E 500: Natriumcarbonate, E 503: Ammoniumcarbonate, E 507: Salzsäure, E 508: Kaliumchlorid, E 513: Schwefelsäure, E 515: Kaliumhydrogensulfat, E 524: Natriumhydroxid, E 527: Ammoniumhydroxid, E 574: Gluconsäure,  E 575: Gluconodelta-Lacton

 

Text: Annette Sabersky

Fotos: Cédric Widmer

Styling: Emmanuelle Diebold

http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=5589

 

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